Gesundheit,  Liebe

Lernt Sternenkind Joep kennen

In unserem Interview hat mir Imke alias Joeps Mama ihr Sternenkind Joep vorgestellt und von ihrem Leben als Sternenmama erzählt. Außerdem hat sie mir erklärt, was ihr nach Joeps Tod geholfen hat und hat mir Tipps gegeben, wie jeder von uns, Betroffenen helfen kann.
Mehr im Interview!

Werbung Bloggerstammtisch ist eine Dauerwerbesendung, da dieser Blog dazu dient, andere Blogs etc. vorzustellen. Derzeit bekomme ich für die Vorstellung keine Gegenleistung. Falls sich das jemals ändern sollte, werde ich dies natürlich besonders kennzeichnen!

„Hi, ich bin Imke und ich bin Mama von zwei Söhnen. Vor zwei Jahren, ziemlich genau vor zwei Jahren, bin ich das erste Mal Mama geworden und mein erster Sohn starb nach acht Tagen.“
Mit diesen Worten beginnt Imke ihr erstes Youtube-Video. Als ich mir das Video zum ersten Mal anschaue, berühren mich ihre Worte sofort. Anfangs bin ich von Imkes  direkter Art überrascht. Ich weiß zwar, was Sternenkinder sind und dass viele Frauen Probleme mit dem Schwangerwerden haben oder ihr Kind während oder kurz nach der Geburt verlieren, aber mir hat noch nie jemand so direkt gesagt, dass sein Kind gestorben ist. Und darum geht es letztendlich auch in Imkes Videos und auf ihrem Blog. Sie will aller Welt ihren Sohn Joep vorstellen, da leider nur ein kleiner Kreis an Menschen ihn persönlich kennenlernen durfte. Sie will Menschen für das Thema Sternenkinder sensibilisieren und Betroffenen und Angehörigen zeigen, dass sie nicht alleine sind.

Auf ihrem Youtube-Kanal Joeps Mama hat Imke zwei Jahre nach Joeps Tod Videos aufgenommen, in denen sie von Joeps Geburt bis zu seinem Tod berichtet. Jeder seiner Lebenstage wird in einem Video festgehalten, das zeigt, was an diesem Tag in Joeps Leben passiert ist. Neben den 10 Videos über die Geburt und das Leben von Joep, gibt es mittlerweile einige weitere Videos über das Leben als Sternenmama. Zudem hält Imke Joeps Geschichte und ihren Kampf um ein glückliches Leben auf einem Blog fest. Da mich Joeps Geschichte und Imkes Mut, diese zu erzählen, so berühren, habe ich sie um ein Interview gebeten. Was dabei raus gekommen ist, kommt jetzt.

Magst du dich einmal vorstellen?
Ich bin Imke, 31 Jahre alt und wohne seit 10 Jahren in den Niederlanden. Ich bin Softwaretesterin und Mutter von zwei Söhnen.

Wer ist Joep?
Joep ist mein älterer Sohn. Ungefähr ein Jahr nach unserer Hochzeit 2014 haben mein Mann und ich uns ein Kind gewünscht und ich bin dann 2015 schwanger geworden. Die Schwangerschaft und die Geburt verliefen ohne Probleme. Zwei Stunden nach der Geburt ging es Joep auf einmal schlechter. Ein in der Schwangerschaft nicht erkannter Herzfehler verursachte ihm in diesem Moment große Probleme. Nach einem acht tägigen Kampf mit Operationen, Hirnblutungen, epileptischen Anfällen und vielem mehr, starb Joep letztendlich an den Folgen seines Herzfehler.
Joep ist also unser Sternenkind.

Was hat dich dazu gebracht, Joeps Geschichte auf Youtube zu erzählen?
Direkt nach Joeps Tod habe ich angefangen über ihn zu bloggen. Hauptsächlich für mich, als Therapie, aber auch für Freunde und Familie. Dadurch ist der Kontakt zu anderen Sternenmamas entstanden und ich bin auf die Geschichte von Josef aufmerksam geworden, die seine Familie ebenfalls auf einem Blog erzählt. Dabei schreiben sie über jeden seiner Lebenstage einen Artikel.
Ich fand die Idee so toll, dass ich anlässlich von Joeps zweitem Geburtstag die Youtube-Videos erstellte. Außerdem gab es zu diesem Thema noch nicht so viel auf Youtube, was mich in meinem Handeln bestärkte.

Welche Reaktionen folgten auf deine Videos?
Die Reaktionen aus meinem persönlichen Umfeld waren ganz unterschiedlich. Aus meinem engsten Familienkreis haben sich fast alle die Videos angeschaut und mit geweint. Andere konnten mit den Videos nichts anfangen oder haben gar keine Reaktion darauf gezeigt.
Online habe ich fast nur positives Feedback zu meinen Videos erhalten. Besonders andere Sterneneltern haben sich bei mir gemeldet und mir von ihren Sternenkindern erzählt. Unter dem #joepsgrüsseausallerwelt haben mich schon viele Regebogenbilder erreicht und dadurch weiss ich jetzt dass Joep niemals vergessen wird.

Hast du schon mal Kritik dafür bekommen, dass du nach drei Jahren immer noch so viel über Joep sprichst?
Ja, das kommt häufiger vor, weil Sternenkinder ein Tabuthema sind.
Allerdings eher online, als im „wahren“ Leben.
Manche finden, dass ich über Joep „hinweg“ kommen sollte. Aber das wird nie passieren!
Man vergisst sein Kind nicht! Außerdem ist Trauer ja auch eine Form von Liebe und die Liebe zu seinem Kind ist die stärkste, die es gibt. Zudem ist Joep ja grade mal drei Jahre alt. Jede Mutter redet viel über ihr Kind, wenn es drei Jahre alt ist, warum sollte ich das dann nicht auch tun?!

Welche Hilfsangebote gibt es für Sterneneltern?
Da gibt es Unterschiede zwischen Deutschland und den Niederlanden, deshalb kann ich das gar nicht so genau sagen. In Deutschland gibt es ehrenamtliche  Sternenkinderfotografen und Trauergruppen nur für Angehörige von Sternenkindern. Außerdem gibt es bei Babycenter die Möglichkeit sich online mit anderen Sterneneltern auszutauschen. Und dann gibt es noch die herkömmliche Therapie beim Psychologen, aber ich glaube, dass man in Deutschland sehr lange auf einen Termin warten muss. Auf Instagram und Facebook gibt es eine grosse Community Sterneneltern die sich gegenseitig unterstützen.

Warum sind Sternenkinder ein Tabuthema?
Der Tod allgemein ist ein Tabuthema. In unserer Gesellschaft versucht man Tote so schnell wie möglich zu begraben, damit man sie nicht anschauen muss. Keiner weiß, wie man mit dem Tod umgehen soll und keiner möchte sich in die Angehörigen hineinversetzen und ihren Schmerz nachempfinden. Besonders dann nicht, wenn ein Kind gestorben ist. Deshalb will auch keiner über Sternenkinder reden. Aber es ist nicht einfacher für die Betroffenen, wenn man nicht über ihr totes Kind redet, sondern nur für die potentiellen Gesprächspartner. Darum rede ich offen über Joep und ich wünsche mir, dass auch andere Sterneneltern offen über ihre Sternenkinder reden (dürfen).

Welche Hilfsangebote hast du nach Joeps Tod in Anspruch genommen?
Schon im Krankenhaus und auch noch kurz danach, stand uns ein Seelsorger zur Seite. Da es bei uns in der Nähe keine Trauergruppe für Sterneneltern gab, habe ich bei einer Online-Trauergruppe mitgemacht. Mit einigen anderen Mitgliedern hatte ich später dann auch offline Kontakt, der teilweise noch bis heute anhält. Außerdem war ich bei einer Trauerpsychologin in Behandlung die ich allerdings selber bezahlen musste.

Was würdest du Sterneneltern nach dem Tod ihres Kindes empfehlen?
Wenn sie ihr Kind noch nicht beerdigt haben, sollten sie sich so viele Erinnerungen an ihr Kind schaffen, wie möglich. Nehmt Fußabdrücke, macht unendlich viele Fotos und schneidet eurem Kind Haare ab. Auch wenn es sich in dem Moment vielleicht nicht richtig anfühlt, werdet ihr später für jede Erinnerung dankbar sein!

Danach musst du lernen, dir zu vertrauen. Erkunde deine Grenzen und finde heraus, was dir gut tut. Lerne, auch mal nein zu sagen. Wenn du grad nicht telefonieren oder zum Geburtstag deiner besten Freundin gehen möchtest, dann tu das auch nicht! Mach nur das, was dir auch wirklich gut tut! Und tausche dich mit anderen Sterneneltern aus, denn die können nachvollziehen, wie es dir grade geht. Sie können dir deinen Schmerz nicht abnehmen, aber sie können dir Tipps geben, wie du lernst mit dem Schmerz zu leben.

Wie können Angehörige in dieser Situation helfen?
Angehörige dürfen nicht erwarten, dass alles so wird wie früher.
Denn das wird es nicht! Wenn dein Kind gestorben ist, verändert dich das.
Gehe nicht davon aus, dass du weißt, was die Betroffenen grade brauchen, sondern frage sie, wie du ihnen helfen kannst. Biete dabei deine Hilfe konkret an. Wenn du sagst: „Ruf an, wenn du was brauchst!“, wird sich sehr wahrscheinlich keiner bei dir melden. Wenn du aber sagst: „Ich würde gerne dein Wohnzimmer saugen, ist das ok?“, wird deine Hilfe sehr wahrscheinlich in Anspruch genommen. Insgesamt sind es meistens die kleinen Dinge, so wie Essen kochen, Aufgaben im Haushalt erledigen und Termine absagen, mit denen du den Betroffenen helfen kannst.

Wie geht ihr heute (drei Jahre später) mit Joeps Tod um?
Joep und auch die Trauer begleiten uns tagtäglich. An den meisten Tagen sind die schönen Erinnerungen an ihn präsenter, an manchen überwiegt die Trauer. Aber er ist immer bei uns. In unserer Wohnung haben wir vieles aufgestellt, dass an ihn erinnert und wir reden ständig über ihn. Doch nicht nur bei uns sitzt der Schmerz tief, auch andere Familienmitglieder müssen mit der Trauer leben. Dabei geht jeder anders mit dieser Situation um. Meiner Mutter tut Joeps Tod noch immer sehr weh und sie besucht Joep häufiger an seinem Grab. Eine meiner Schwestern denkt viel an Joep und hat mir auch die Spendenaktion zu seinem dritten Geburtstag vorgeschlagen. Ihre Zwillinge, die ungefähr so alt wie Joep sind, malen und basteln für Joep. Und eigentlich alle schicken uns Fotos, wenn sie einen Regenbogen sehen.

Wird es weitere Videos über Joep geben?
Nein, denn Joeps Geschichte ist erzählt. Ich wünschte, es wäre nicht so, aber ich habe alles über sein kurzes Leben erzählt. Allerdings möchte ich noch mindestens ein Video über Trauer machen und eventuell auch noch eins über den Alltag als Sternenmama. Außerdem würde ich gerne ein Buch über Trauer und Glück schreiben. Vielleicht ein Kinderbuch für Regenbogenkinder, so nennt man die Geschwisterchen die nach den Sternenkindern geboren werden

Möchtest du noch etwas loswerden?
Ich würde mich freuen, wenn ihr Joep kennenlernen würdet.

Vielen Dank für dieses Interview!

Ich weiß, dieses Interview ist lang! Aber Joep ist einfach unglaublich und deshalb hat seine Geschichte die paar Zeilen mehr verdient. Und auch wenn dieses Interview schon länger ist, als alle bisherigen, war es immer noch viel zu kurz, um Joeps Geschichte zu erzählen. Also schaut unbedingt bei Joeps Mama vorbei und lasst auch die gesamte Geschichte von jemandem erzählen, der sie am aller besten kennt!

Ihr wollt Joep kennenlernen?
Dann kommt ihr hier zum Youtube-Kanal und hier zum Blog.
Du kannst Imkes Weg zu einem glücklichen Leben auch bei Instagram verfolgen!

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